„Kunst aus Buchweizen und Ackersenf“

„Kunst aus Buchweizen und Ackersenf“

Südkurier 08/2006
Text: Manfred Hüfner


Bei Rechberg wächst auf über 40000 Quadratmetern ein Kunstwerk auf einem Acker. Fredi Rutschmann, Biobauer aus Rechberg, gehört die Fläche. Bis Mitte September soll hier ein großflächiges Bild aus Pflanzen entstehen. Der Landwirt aus dem Klettgauer Ortsteil stellte dem Konstanzer Künstler Seppo K. sein Land für die Kunstaktion zur Verfügung.
Befreundet sind der Künstler und der Landwirt schon länger, führten unter anderem Gespräche über die Zukunft der Landwirtschaft. „Es gibt immer öfter Tage, wo man sich fragt, für was man eigentlich schuftet“, habe Rutschmann einmal gesagt. So entstand das Kunstprojekt, zum Teil als Ventil für die nicht gerade erfreuliche Situation der Bauern.
Seppo K. sieht in der Aktion eine Gelegenheit, „neue Bezüge zu schaffen, die bisheriges Denken ablösen.“ Landwirtschaft ist schließlich mehr, als irgendwelche Produkte herzustellen. Den erhobenen Zeigefinger vermeidet er aber und lässt offen, was die Betrachter auf den 40000 Quadratmetern sehen. „Vielleicht entdeckt ihr etwas, was das Leben tiefer werden lässt“, sagt er ihnen.
Noch ist wenig zu sehen auf dem Gelände neben der Bundesstraße unterhalb von Rechberg. Im April begannen die Vorbereitungen, schließlich wurde das Saatgut bestellt. Auf einer Entwurfsskizze hat der Maler eine labyrinthförmige Struktur fest gehalten, deren sechs Farben mit verschiedenen Pflanzensorten dargestellt werden sollen.
Vor über einem Monat brachten Seppo K. und Rutschmann schließlich Weißklee mit der Maschine aus, die Grundierung des Bildes. Nach und nach sollen nun mit Sonnenblumen, Öl-Lein, Bienenweid, Ackersenf und Buchweizen die stark verästelten Formen auf dem Gelände ausgesät werden. Wenn alles klappt, müsste dann im September das vollständige Bild zu sehen sein. Zum Kreuz- oder Pilgerweg könnte es dann für die Besucher werden, zu einem Landschaftserlebnis, wenn sie zwischen den unterschiedlich hohen Pflanzen ganz neue Blicke auf die Landschaft entdecken. Wenn es klappt, wird es noch einen Aussichtsturm geben.
Seppo K. sieht in der Aktion einen Lernprozess. Alleine schon die Menge Saatgut, die für das Bild nötig ist, beeindruckt ihn. „Das hat schon eine Dimension“, meint er zu der riesigen Fläche, die jetzt langsam Gestalt annimmt. Wie das Kunstwerk letztendlich aussehen wird, hängt unter anderem auch vom Wetter und Wachstum der Samen ab. „Schöpfungsprozesse sind für mich wichtig“, sagt Seppo K. hierzu.
Doch die spielen bei dem Projekt fast schon eine untergeordnete Rolle: Das Organisieren, die Absprachen für das Aussäen, die Gestaltung von Plakaten und Einladungen und nicht zuletzt die Finanzierung nehmen viel Zeit in Anspruch.